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100 Jahre Bauhaus in Dessau – Ein Blick durch meine Linse bei der 3. Kunstwoche in Eilenburg

  • Autorenbild: Torsten Strom
    Torsten Strom
  • 7. Okt.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Okt.

Unter dem Motto „Fotografien zum Bauhausjubiläum treffen alten Meister der Leipziger Schule“ fand im ab 23. August 2025 die 3. Kunstwoche Eilenburg statt. Gemeinsam mit Volker Pohlenz und ebsota durfte ich meine Arbeiten in der Evangelischen Kirche St. Nikolai präsentieren.


3. Kunstwoche in Eilenburg

Meine großformatigen Fotografien, jeweils 250 x 140 cm groß, beeindruckten in dem sakralen Raum durch ihre Präsenz und die klare Linienführung. Die Kombination aus der klaren Formsprache des Bauhauses und der expressiven Bildwelt der Leipziger Schule verlieh der Ausstellung eine besondere Tiefe – ein Dialog zwischen Struktur und Emotion, Vergangenheit und Jetzt. Alle drei Bilder wurden fotografiert mit der Leica Q3/43.



>>> Klicke auf die Bilder für mehr Informationen <<<


Im Folgenden möchte ich alle drei meiner gezeigten Fotografien aus der Serie „100 Jahre Bauhaus in Dessau 2025“ vorstellen – Fotografien mit Gegenständen, die sich am Bauhausstil orientieren und meine eigene Sicht auf Architektur, Licht und Komposition

zeigen.




Familienportrait mit Rietveld-Stuhl

Armlehnsessel

aus der Serie „100 Jahre Bauhaus in Dessau 2025“


Entworfen von Gerrit Rietveld (*1888; †1964), scheinbar inspiriert von einem Muster Piet Mondrians (*1872; †1944).


Doch weder der Sessel noch das Muster stammen aus dem Bauhaus oder von einem Bauhaus-Künstler. Rietveld und Mondrian waren Teil der Amsterdamer Kunstbewegung De Stijl, die 1917 gegründet wurde – zwei Jahre vor der Eröffnung des Bauhauses in Weimar.

De Stijl war der niederländische Aufruf zu puristischer Abstraktion und bestand bis 1931. Ultimative Einfachheit, Minimalismus, geometrische Reduktion und die Suche nach der „idealen“ Form bildeten die Kernthemen dieser Bewegung.

Hier zeigen sich deutliche Parallelen zum Staatlichen Bauhaus in Deutschland, das 1919 in Weimar gegründet, aufgrund der politischen Entwicklung 1925 nach Dessau und später nach Berlin verlegt wurde. 1933 schlossen die Nationalsozialisten die Institution.


Das Bauhaus entstand unter Leitung von Walter Gropius (*1883; †1969) in den Räumen der von Henry van de Velde (*1863; †1957) gegründeten Weimarer Kunstgewerbeschule, dem direkten Vorläufer des Bauhauses. Ziel von van de Velde und Gropius war es, Kunst von der Industrialisierung zu emanzipieren und das Kunsthandwerk neu zu beleben – als Gegenentwurf zum Historismus, in dem kunsthandwerkliche Ornamente durch industrielle Massenproduktion verfremdet und beliebig vervielfältigt wurden.


Diese Idee spiegelt sich exemplarisch im Armlehnsessel von Rietveld wider. Ursprünglich war er in vielen Farbkombinationen oder naturbelassen erhältlich; die heute ikonische blau-rot-schwarz-gelbe Fassung entstand erst in den 1950er-Jahren.


Das hier gezeigte Familienporträt nimmt Bezug auf Bildtraditionen alter Meister sowie auf Fotografien aristokratischer Familien. Fotografiert in einer „Kathedrale der Industrie“, habe ich einen kleinen Beistelltisch von Nils Holger Moormann (*1953), Entwurf 2009, hinzugefügt – ein zeitgenössisches Möbelstück, die hervorragend zur Idee des Armlehnsessels passt.


Dieser frühe Armlehnsessel steht im  Amsterdamer Rijksmuseum
Dieser frühe Armlehnsessel steht im Amsterdamer Rijksmuseum


Muster von Piet Mondrian
Das vielfach kopierte und abgewandelte Muster von Piet Mondrian









Grüner Audi TT auf der Skulpturenwiese in Tornau

Skulptur

aus der Serie „100 Jahre Bauhaus in Dessau 2025“


Als Audi 1995 auf der IAA die erste Designstudie des Audi TT präsentierte, glich dies einer kleinen Design-Revolution. Hier geht's zur Designskizze


Unter der Leitung des deutschen Designers Peter Schreyer (*1953) entstand ein Fahrzeug, das sich radikal von allen bisherigen Formensprachen des Konzerns – und weit darüber hinaus – abhob. Der Audi TT wurde sowohl als Coupé als auch als klassischer Roadster entworfen.


Die Presse reagierte begeistert: Vom „puren Bauhaus-Design“ war die Rede. Inspiriert vom Rad, prägten klare Rundungen und präzise Radien die Silhouette des Wagens. Die Formensprache war im Kern reduziert: ein einfacher Grundkörper, konsequent auf das Wesentliche konzentriert. Schreyer selbst sprach von einem „in hohem Maße räderbetonten“ Design. Sein Leitbegriff „Absolut“ bestimmte den gesamten Entwurfsprozess. Die Form hatte einfach absolut zu sein – so kompromisslos wie bei einer Leica-Kamera oder dem Bauhaus-Design.


Bis heute gilt Schreyer als einer der einflussreichsten Automobildesigner. Die Welt nannte ihn 2013 „den besten und größten Autodesigner der Gegenwart“.


Für mich lag es daher nahe, diese zeitlose Skulptur des Automobildesigns – die ich selbst von 1999 bis 2005 mein Eigen nennen durfte – auf der Holzskulpturenwiese (Tornau – Dübener Heide) in Szene zu setzen.


Eine Randnotiz: Bereits in den 1920er-Jahren ließ die deutsche Automarke Adler die Modelle Standard 6 und Standard 8 von Walter Gropius im Bauhaus-Stil gestalten. Auch das neue Firmenlogo – der stilisierte Adler – stammte aus seiner Feder.



Stillleben mit Gegenständen von KPM aus der Serie LAB

Stillleben

aus der Serie „100 Jahre Bauhaus in Dessau 2025“


Im Stil der alten Meister.


Klassische Bildkompositionen der Malerei in die Gegenwart zu übertragen, war für mich bei der Inszenierung dieser Fotografie die Inspiration.


Die Brücke zum Bauhaus ergab sich schnell:

Seit 1930 fertigt die Königliche Porzellan-Manufaktur (KPM) Berlin die von der Bauhaus-Designerin Marguerite Friedlaender-Wildenhain (*1896; †1985) entworfene Vasengruppe HALLE, die bis heute produziert wird. Hier gibt es mehr Informationen dazu.


Diese in der Blütezeit des Bauhauses entwickelte Serie steht exemplarisch für die keramisch-handwerkliche Tradition jener Jahre. Charakteristisch für Friedlaenders frühen Entwurf sind die klare Linienführung, die strengen Proportionen sowie die harmonische Verbindung von Kugel und Kegel. Die ausgewogene Komposition ihrer Formen wurde zu einem unverwechselbaren Kennzeichen des Bauhaus-Designs.


In meinem Stillleben greife ich jedoch auf eine andere Variante zurück: Eine Serie, die den Geist des Bauhauses aufgreift, ohne dort entstanden zu sein oder von einem Bauhaus-Künstler zu stammen.


Zu sehen sind drei Stücke aus der aktuellen LAB Serie der KPM Berlin. Ihre Gestaltung ist von Laborgläsern inspiriert und entwickelt diesen Ansatz zu einer ebenso klaren wie vielseitigen Porzellanlinie weiter. Damit führt sie den Geist des Bauhauses auf moderne, praktische Weise fort – fügt sich zugleich harmonisch in das Gesamtarrangement des Stilllebens ein und entfaltet darin einen ganz eigenen Charakter.


Historisches Stillleben eines unbekannten Meisters
Historisches Stillleben eines unbekannten Meisters














Impressionen


Hier geht's zum 3D-Rundgang








Das Erklärvideo zur Ausstellung




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